Leider werden in den einschlägigen Anzeigenportalen auch immer mehr Bulldogs mit der typischen Farbzeichnung angeboten, die durch den Gendefekt entsteht, der im Allgemeinen als Merle bezeichnet wird. Offensichtlich gibt es nach dieser charakteristischen Zeichnung eine hohe Nachfrage, die teils horrenden Preise für derartige Welpen lassen den Schluss zu, das vielen Menschen diese Zeichnung gefällt. Gleichzeitig liefern diese hohen Preise auch eine Erklärung, warum es immer mehr Welpenproduzenten gibt, die bereit sind, diese Nachfrage auf Kosten der Gesundheit des individuellen Hundes zu befriedigen. Niemand scheint allerdings zu hinterfragen, was genau damit verbunden ist und welche Risiken sich daraus ergeben. Der COBD lehnt jegliche Zucht mit dem Merledefekt konsequent ab - Warum eigentlich?
Schauen wir zunächst einmal genauer hin, was eigentlich Merle ist.
Der sogenannte Merle-Faktor ist eine genetische Mutation, die durch eine Fehlfunktion auf dem Silver-Gen unter anderem eine Farbverdünnung der eigentlich ursprünglichen Farbe eines Hundes auswirkt. Mit Farbverdünnung ist eine Störung der Pigmentbildung gemeint, anders als beim "normal" gefärbten Hund wird die Haut und das Haar (Fell) ungleichmäßig und damit verdünnt pigmentiert. Anders als beim sogenannten Dilutiongen (verantwortlich unter anderem für die Farbschläge Blau und Lilac) wirkt die Farbverdünnung bei Merle jedoch nicht auf die vollständige Farbgebung des Hundes, sondern nur partiell. Dadurch ergibt sich eine zerrissene Optik, es entsteht die charakteristische Scheckenbildung bei Merle-Hunden. Die Augen betroffener Hunde sind häufig blau oder weiß (zurückzuführen auf die partielle Pigmentierungsstörung), oft auch verschiedenfarbig.
Welche Risiken sind denn nun mit Merle verbunden und warum lehnt der COBD die Zucht mit diesem Gendefekt ab?
Wir könnten uns die Antwort auf diese Frage ganz einfach machen. Der COBD orientiert sich mit seiner Zuchtordnung strikt an den Vorgaben aus demGutachten zur Auslegung des §11b des Tierschutzgesetzes, umgangssprachlich meist unter dem Begriff Qualzuchtgutachten bekannt. In diesem Gutachten heißt es klar und deutlich (Zitat):
"Da auch bei heterozygoten Merle-Tigern (Mm), wenngleich weniger häufig und mit geringerem Schweregrad als bei Weißtigern, Veränderungen der Sinnesorgane beschrieben worden sind (s. zitierte Literatur), die Ursache für Leiden sein könnten, sollte generell auf die Zucht mit dem Merlegen verzichtet werden." (Zitatende)
Allein das wäre für uns als Begründung ausreichend, warum wir die Zucht mit diesem Gendefekt ablehnen.
Wir wollen das jedoch noch etwas genauer erklären bzw. verdeutlichen, welche Auswirkungen der Merlefaktor bei Hunden hat. Die Auswirkungen des Merle-Faktors beschränken sich leider nicht nur auf die Farbgebung des Hundes. Neben der charakteristischen Zeichnung bringt dieses Defektgen ein signifikant erhöhtes Risiko von Innenohrstörungen bis hin zur vollständigen Taubheit, Störungen der Sehfähigkeit bis hin zur vollständigen Erblindung und auch Störungen der Gleichgewichtsorgane mit sich. Auch über Einschränkungen der Fruchtbarkeit gibt es Berichte. Die Art und Schwere der auftretenden Probleme lässt sich nicht vorhersagen.
Von Züchtern, die mit diesem Gendefekt experimentieren, wird häufig behauptet, das sich die Probleme ausschließlich bei reinerbigen Tieren zeigen. Das Risiko besteht also angeblich nur bei der Verpaarung von zwei Merlehunden miteinander. Immer wieder wird behauptet, das die Verpaarung von Merlehunden (M) mit NonMerle (Nm) angeblich frei von Risiken wäre.
Das ist nachweislich nicht der Fall - derartige Aussagen sind falsch.
Richtig ist, das die homozygote Verpaarung von zwei Merlehunden (M x M) immer zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen der Nachkommen führt, die so entstandenen Hunde sind zu einem äußerst hohen Prozentsatz nicht oder nur mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen lebensfähig. Eine vorsätzliche Verpaarung zweier Merlehunde ist daher unseres Erachtens nach ein vorsätzlicher Verstoß gegen das Qualzuchtverbot gemäß Tierschutzgesetz.
Richtig ist allerdings auch, das auch bei der heterozygoten Verpaarung von Merle mit NonMerle (M x Nm) ein signifikant höheres Risiko von gesundheitlichen Einschränkungen nachgewiesen wurde. Auch wenn der Prozentsatz problembehafteter Hunde erheblich geringer ist als bei der reinerbigen Verpaarung - das Risiko bleibt und ist vorhanden.
Wer das in Zweifel zieht, sollte sich insbesondere diese Sätze auf der Zunge zergehen lassen:
Zitat:
"Doch nicht allein Schadwirkungen des Merlefaktors auf Augenstrukturen fanden in diesen Untersuchungen ihre Bestätigung. In Tests auf Hörfähigkeit bei jenen Tieren zeigte sich, dass nicht weniger als 55 Prozent der Weisstiger und 37 Prozent der "normalen" Tigerteckel mit Hörverlusten geschlagen waren, die zum Teil an Taubheit grenzten. An verstorbenen Welpen dieser Merle-Kolonie wurden schwerste Innenohrveränderungen festgestellt und zugleich eine generell heraufgesetzte Jungtiersterblichkeit.
Dies wird auch von wenigen Züchtern zugegeben.
Neben den genannten Symptomen und den angeführten Einbussen männlicher Fertilität (Fruchtbarkeit) ist ferner die bei etwa der Hälfte dieser Tiger und Weisstiger ermittelte Störung des Schwimmvermögens bedeutsam. Einige dieser Tiere mussten nach kurzer Zeit aus dem Wasser gezogen werden, da sonst die Gefahr des Ertrinkens durch Gleichgewichtsstörungen bestanden hätte.
Es gibt keine klaren Grenzen zwischen rein- und mischerbigen Tieren.
Das heftige pro und Contra in einschlägigen Züchterkreisen über die zu treffenden Massnahmen zur Verhinderung der genannten "Gesundheitsstörungen" zeigt, dass man sich offenbar vielfach nicht darüber klar ist, dass in diesen Rassen mit einem Defektgen gezüchtet wird. Hier gibt es nur eine ethische Alternative: Die völlige Aufgabe des Züchtens mit dem Merle-Faktor."
Nur, weil es unter den heterozygoten Merlehunden "auch" gesunde Hunde gibt, besteht unserer Überzeugung nach keinerlei Berechtigung, die unstrittig vorhandenen extrem hohen Risiken in Kauf zu nehmen. Deswegen wird es für uns immer nur die Option geben, die Zucht mit dem Merlefaktor im COBD strikt auszuschließen.