Bunte Vielfalt - je bunter, desto besser? - Club für Olde Bulldogges in Deutschland - COBD e.V.

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Bunte Vielfalt - je bunter, desto besser?

Der Trend ist unübersehbar - Bulldoggen gibt es inzwischen in so ziemlich jeder Farbkonstellation, die man sich denken kann. 
Insbesondere die vermeintlichen "Sonderfarben" blau und lilac erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit, für Welpen in diesen Farbschlägen werden teilweise astronomische Preise verlangt (und gezahlt). Sicher ist dies auch dem immer wieder auftretendem Wunsch der Menschen nach dem "Besonderen" geschuldet. 
Doch ist das auch alles so gesund? Warum schließen einige Vereine (so auch der COBD) die Zucht mit diesen Farbschlägen aus? Und warum gibt es immer wieder heftige Diskussionen in einschlägigen Foren und Gruppen um diese Ausschlüsse? 

Wir wollen an dieser Stelle versuchen, unsere Antwort auf diese Fragen darzustellen. Beginnen wir mit dem einfachsten Teil. 

Was ist eigentlich blau und lilac? Wie entstehen diese Farben?

Die Farben blau und lilac (und andere) entstehen durch eine sogenannte Verdünnung (Dilution) der ursprünglich unverdünnten Fellfarbe eines Hundes. Diese Verdünnung entsteht durch den Einfluss einer genetischen Mutation des MLPH-Gens. Im allgemeinen bezeichnet man diese genetische Veränderung als Dilutiongen, die Veränderung ist problemlos durch einen simplen DNA-Test nachweisbar. Am sogenannten D-Lokus des entsprechenden Gens kann es drei mögliche Kombinationen geben. Reinerbig (homozygot) unverdünnt (D/D), Mischerbig (heterozygot) verdünnt - also sogenannte Verdünnungsträger (D/d) oder reinerbig (homozygot) verdünnt (d/d). Die sichtbare Ausprägung der Farbverdünnung -also blau oder lilac- gibt es ausschließlich bei reinerbig verdünnten Tieren, also mit der genetischen Konstellation d/d.

Die sichtbaren Auswirkungen dieser reinerbig vorhandenen Verdünnung auf die Fellfarbe stellt sich wie folgt dar:
Schwarz wird verdünnt zu blau
Braun oder Schoko wird verdünnt zu lilac
Rot wird verdünnt zu Fawn oder Apricot
Gelb wird verdünnt zu Cream.

Die Intensität oder Ausprägung der Verdünnung ergibt sich dabei aus der Intensität der ursprünglichen Farbe und kann vielfältig variieren. 

Sind Hunde mit den Fellfarben blau oder lilac krank? 

Natürlich sind nicht alle blauen (oder sonstigen farbverdünnten) Hunde krank, es werden auch nicht alle blauen Hunde krank.
Wir gehen sogar soweit, zu sagen, das die meisten blauen Hunde (zumindest bei den Bulldogs) nicht ungesünder als die Nicht-blauen Hunde sind.
Aber eines steht fest - die graue Farbe (marketingtechnisch klingt blau oder silber natürlich schicker) entsteht durch einen Gendefekt. Die graue Farbe ist lediglich eine genetisch bedingte Verdünnung (Dilution) von schwarz, sie entsteht durch Verklumpungen der schwarzen Farbpigmente direkt an der Haarwurzel. Es ist eine Beeinträchtigung der natürlichen Funktion, Pigmente in einwandfreier Struktur auf das Haar aufzutragen. Wenn etwas nicht einwandfrei funktioniert, betrachtet man es als Abweichung, als Defekt, als Fehler. Das hat noch nicht zu bedeuten, das dieser Fehler für sich genommen zu schwerwiegenden Problemen führen muss. Blau und Lilac KÖNNEN auch bei den Bulldogs völlig unproblematisch sein.
Wo liegen die Risiken der Farbverdünnung? Warum schließt der COBD die Zucht mit Hunden in blau und lilac aus?

Wir könnten zur Begründung des Zuchtausschlusses einfach auf das sogenannte Qualzuchtgutachten (Gutachten zur Auslegung des §11b des Tierschutzgesetzes) verweisen.In diesem Gutachten heißt es (Zitat): 
"Zuchtverbot für Tiere mit blaugrauer Farbaufhellung (siehe Seite 15, Nr. I), da in ihrer Nachkommenschaft immer Tiere mit Farbaufhellung und Disposition zu Hautentzündungen auftreten und dies regelmäßig zu Schmerzen und Leiden führt (Anteil unterschiedlich je nach Genotyp der Elterntiere)." (Zitatende)
Dies reicht eigentlich als Begründung für einen Zuchtausschluss. Ganz so einfach machen wir uns dies jedoch nicht. Wir wollen an dieser Stelle darauf detaillierter eingehen und klar zum Ausdruck bringen, warum wir uns gegen die Zucht mit farbverdünnten Hunden stellen.

Einer der Hauptgründe für den Zuchtausschluss ist eine Erkrankung mit dem Namen Color Dilution Alopezie (CDA), im deutschen Sprachraum auch als Farbmutantenalopezie bezeichnet. 
Diese Erkrankung tritt -wenn sie auftritt- ausschließlich bei farbverdünnten Hunden mit dunklem Basispigment auf. CDA ist nicht heilbar und nach allgemeiner Auffassung der Medizin zu einem Prozentsatz X genetisch bedingt. Mehrere renommierte Forschungseinrichtungen befassen sich mit diesem Thema, unter anderem die Universität Bern. Informationen dazu kann man unter anderem hier nachlesen: CDA-Studie der Universität Bern
Rückfragen durch uns bei den Verantwortlichen haben ergeben, das man von einer Identifikation der Ursachen für diese Erkrankung jedoch derzeit noch weit entfernt ist. Man vermutet ähnlich wie bei HD eine multifaktorielle, polygenetische Ursache. Leider gibt es wegen der Komplexität des Themas bis heute keine Option des Nachweises dieser Erkrankung per DNA-Test. 
In der Folge bedeutet dies, das man bei jedem Hund in blau oder lilac eine theoretische Option hat, diese Krankheit in irgendeiner Form mit zu bekommen. Da gibt es dann immer wieder Aussagen, wo es heißt, das dieser oder jener Hund ja diese Erkrankung nicht hat und deswegen unbedenklich in die Zucht eingebracht werden könne. Insbesondere wird natürlich von Züchtern blauer Hunde so argumentiert. 
Was dabei jedoch in der Regel unterschlagen wird: Die große Mode Blau und Lilac bei den Bulldogs gibt es noch nicht lange. Erst in den letzten drei, vier Jahren ist es bei den Bulldoggen zu einem Massenphänomen geworden, verursacht durch bestimmte Leute, die diese "Farbe" neben anderen Gendefekten zu etwas ganz Besonderem, zu einem exklusiven Must-Have erklärt haben. 
Die CDA tritt jedoch häufig erst mit höherem Alter auf, manchmal sogar erst im dritten Lebensjahr. Da haben die meisten Hunde sich längst vermehrt, insbesondere bei den Farbproduzenten in hoher Zahl. Da es gerade in manchen Züchterkreisen mit Ehrlichkeit und Gesundheitsbewusstsein leider oft nicht wirklich weit her ist, wird es nahezu unmöglich gemacht, herauszufinden ob und ggf. in welchen Linien Erkrankungen wie CDA auftreten. Uns ist mindestens ein blauer Bulldog mit CDA bekannt, in dem Fall wurde der Betroffene seitens des Welpenproduzenten mit Geld und Vertrag dazu verpflichtet, Stillschweigen zu bewahren. Die Aussage, das es das bei den Bulldogs nicht gibt, ist falsch. Es wird nur gern totgeschwiegen, wie so viele Dinge will man so etwas natürlich nicht an der Öffentlichkeit sehen. Damit steht für uns fest, es gibt die Erkrankung bei den Bulldogs. In welchem Ausmaß - das wissen wir nicht. Der überwiegende Teil der Bulldogs mit den Farben blau und lilac wird diese Erkrankung nicht haben. 
Aber allein dieses Risiko, das es auftreten KÖNNTE rechtfertigt für uns im COBD den Ausschluss der Wahrscheinlichkeit aus der Zucht. Uns ist das Risiko einfach deutlich zu hoch, auch nur ansatzweise mit der Krankheit CDA in Berührung zu geraten. Unser Anspruch ist es, Hunde zu züchten, die sowenig wie möglich Risiken von Krankheiten mitbringen. 
Warum schließt der COBD nur die Hunde mit den Fellfarben blau und lilac aus der Zucht und von Ausstellungen aus? Warum werden "normalfarbige" Geschwister farbverdünnter Hunde nicht ausgeschlossen? Ist das nicht inkonsequent? 

Mit diesen Fragen werden wir häufig konfrontiert. Klare Antwort auf diese Fragen: Nein, es ist nicht inkosequent. Um diese Antwort zu verstehen, muss man sich die Systematik der Vererbung der Farbverdünnung genauer anschauen. 
Hunde, die den Defekt nur rezessiv tragen (sogenannte Träger, genetisch also D/d) aber nicht zeigen, sind von den gesundheitlichen Risiken nicht betroffen. Sie können auch bedenkenlos in der Zucht bleiben, solange sie nicht mit anderen Trägern verpaart werden. Das Auftreten von blau oder lilac ist absolut ausgeschlossen, wenn ein Träger mit einem Nichtträger verpaart wird. Wenn jedoch ein Zeiger (blau oder lilac sichtbar, genetisch d/d) mit egal was verpaart wird, kommt immer ein Prozentsatz von Zeigern raus. Deswegen lassen wir die Zucht mit Trägern in begrenztem Rahmen und mit Auflagen zu, mit Zeigern jedoch nicht. 
Von gesundheitlichen Risiken durch die verantwortlichen Gendefekte betroffen sind regelmäßig nur Hunde, die den jeweiligen Gendefekt dominant (also sichtbar, genetisch d/d) zeigen. Also die Hunde, die tatsächlich blau und lilac sind. 
Die oft verbreitete Darstellung, das die normalfarbigen Geschwister von farbverdünnten Hunden genetisch ja gleich wären und das deswegen der Ausschluss aus der Zucht und von unseren Ausstellungen inkonsequent wäre, ist einfach falsch. Normalfarbige Geschwister farbverdünnter Hunde zeigen in der entsprechenden genetischen Auswertung die Ausprägung D/D oder D/d. Die sichtbar farbverdünnten Hunde dagegen zeigen die Ausprägung d/d. Der Unterschied ist in der Schreibweise marginal, in der Auswirkung jedoch deutlich. 

Im Übrigen ergibt sich genau aus dieser genetischen Konstellation ein weiterer Aspekt, der gegen die Zucht farbverdünnter Hunde spricht - mal völlig losgelöst von der CDA Problematik. Es ist nicht ganz so einfach, in großer Menge blaue Hunde zu produzieren. Um gezielt und sicher dauerhaft immer farbverdünnte Hunde zu produzieren, musst man gezielt zwei Hunde zusammenbringen, die den Defekt mitbringen. Die Verpaarung zweier Träger (D/d) ergibt nur einen durchschnittlichen Anteil von 25% reinerbig farbverdünnter Hunde (d/d). Um einen Anteil von 100% farbverdünnter Hunde zu produzieren (und damit den durch die "besonderen Farben" generierten Umsatz zu maximieren), muss man reinerbige Hunde verpaaren. 
Wenn man sich die ganzen blauen Hunde auf dem Markt und insbesondere deren Ahnentafeln mal anschaut, dann sieht man ganz schnell, wie man die konsistente blaue Linie hinbekommen hat. Inzest, Inzest und wieder Inzest. Sowas wollen wir im COBD nicht. Wofür sollte das gut sein? Zur genetischen Vielfalt trägt das nicht bei, im Gegenteil.
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